Predigt “mit esprit” am 02. März 2008

Bernd Lülsdorf, Weiterstadt

Lumen Gentium CAPUT secundum - De Populo Dei

  • 9. In omni quidem tempore et in omni gente Deo acceptus est quicumque timet Eum et operatur iustitiam (cf. Act. 10, 35). Placuit tamen Deo homines non singulatim, quavis mutua connexione seclusa [13] sanctificare et salvare, sed eos in populum constituere, qui in veritate Ipsum agnosceret Ipsique sancte serviret. Plebem igitur israeliticam Sibi in populum elegit, quocum foedus instituit et quem gradatim instruxit, Sese atque propositum voluntatis suae eius historia manifestando eumque Sibi sanctificando. Haec tamen omnia in praeparationem et figuram contigerunt foederis illius novi et perfecti, in Christo feriendi, et plenioris revelationis per Ipsum Dei Verbum carnem factum tradendae. «Ecce dies venient, dicit Dominus, et feriam domui Israel et domui Iuda foedus novum ... Dabo legem meam in visceribus eorum, et in corde eorum scribam eam, et ero eis in Deum, et ipsi erunt mihi in populum ... Omnes enim cognoscent me a minimo eorum usque ad maximum, ait Dominus» (Ier. 31, 31-34).
  • Sie haben doch hoffentlich alles verstanden? Oder sind sie mit ihrem Latein schon am Ende?
  • Mit dem Latein am Ende sein ist eine Redensart aus dem Jahr 1648, bei den Verhandlungen zum westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück half in dem mündlichen Gedankenaustausch der Friedensgesandtschaften auch das Latein nicht immer, da die Aussprache desselben bei den verschiedenen Völkern bekanntlich so abweichend ist, dass das gesprochene Latein der einen von den andern Nationen nicht verstanden wird und folglich auf dem westfälischen Congress, woher das Sprichwort stammen mag, bald allesammt mit ihrem Latein am Ende waren.
  • Mit dem Latein am Ende sein: steht für nicht mehr weiter wissen, nicht verstehen können, keine Zukunft oder Persepektive haben, aufgeben.
  • Sind wir mit unserem Latein doch noch nicht am Ende? - Kirche im Wandel der Zeit
  • Übersetzt heißt das: Haben wir uns doch noch nicht aufgegeben – Wie soll unsere Kirche aussehen?
  • Dabei ist die Grundorientierung klar: Gott ist die Liebe und im Umkehrschluß: da, wo Liebe Güte wohnen, da ist Gott.
  • Einladung darüber nachzudenken während Lied in Latein.
  • Ich hoffe es hat Ihnen gefallen und vielleicht denken Sie: ah, alles klar, es geht darum Glauben zu übersetzen, neue Wege zu finden die Botschaft Jesu Christi zu verkünden, eine neue Sprache zu erfinden, in der die Welt vom Handeln Gottes erfahren kann.
  • Öffentlichkeitsarbeit als Schlüssel. Offen sein für Themen und für die Anliegen der Anderen. Unseren Glauben in die Stadt hinein tragen. Verschollenes bergen und Verschüttetes wieder sichtbar machen.
  • Offenheit in den Gemeinden. Suchbewegungen zu begreifen als Chance.  Paulus auf dem Aeropag.
  • Sicher, darum geht es auch! Aber es geht mehr als nur einen neuen Rhythmus unter eine alte Melodie zu legen und es geht mir auch um wesentlich mehr als um die Frage ob und wie man alten Wein in neue Schläuche füllen kann, darf oder soll.
  • Wenn es darum geht, dass sich Kirche in den Wandel der Zeit hineinstellen soll oder muss, geht es auch nicht um die Lieblingsschlager innerkirchlicher Konflikte, die seit Jahrzehnten die ewig gleiche Hitparade gestalten: Die Songs kennen sie: Ernesto Zölibato singt „kann denn Liebe Sünde sein?“; Edith Ökumenica singt mit viel Sehnsucht in der Stimme „an der Laterne vor dem großen Tor“ und ein großer Streit entbrennt darum, ob die Moderation nur in Latein, auch in Latein oder gar nicht in Latein gehalten werden soll.
  • Wieviel Kraft haben wir noch für all diese Gräbenkrämpfe? Wie lange muss die Welt noch darauf warten, dass Kirche nicht immer nur im eigenen Bauchnabel rumpult?
  • Mir ist eine Frage wesentlich wichtiger und zentraler: wie glaubwürdig ist die Kirche
  • Wer ist Kirche eigentlich, wenn nicht die Menschen: Bilder erwählt in der Taufe, berufen und gesandt wurden, die Welt zu gestalten – also wir.
  • Damit rückt etwas in Zentrum, das jeden von uns berührt, nämlich ich selbst.
  • Wie sieht es mit meinem eigenen Kirche-Sein aus. Kann jemand von außen daraus irgendetwas lesen oder erkennen? Wie erkennbar bin ich im Alltag? Habe ich schon einmal mit jemandem über mein Christ-Sein gesprochen? Kann man an mir irgendetwas Erlöstes erkennen?
  • Natürlich hat das mit Selbstbewusstsein zu tun, aber auch damit nicht zu resignieren und aufzugeben.
  • Jesus sagt einmal: „an ihrem Glauben werdet ihr sie erkennen“ – was erkennt man an uns, was ist von uns abzulesen? Was glauben wir eigentlich wirklich? Wo leben wir diesen Glauben in der Öffentlichkeit?
  • Wie sieht man erlöst aus?
  • 9. Zu aller Zeit und in jedem Volk ruht Gottes Wohlgefallen auf jedem, der ihn fürchtet und gerecht handelt (vgl. Apg. 10,35). Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll. So hat er sich das Volk Israel zum Eigenvolk erwählt und hat mit ihm einen Bund geschlossen … "Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da schließe ich mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund ... Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres geben, und ihrem Herzen will ich es einschreiben, und ich werde ihnen Gott sein, und sie werden mir zum Volke sein ... Alle nämlich werden mich kennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der Herr" (Jer 31,31-34). Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet …Die an Christus glauben, werden nämlich, durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23) wiedergeboren … Seinem Stande eignet die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt. Sein Gesetz ist das neue Gebot (vgl. Joh 13,34), zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. … So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfaßt und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-16) in alle Welt gesandt.